Übernahmeinteresse von BHP an Anglo American zeigt Schwäche der Traditionsmarke

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Inmitten eines rauen Marktumfeldes sieht sich der traditionsreiche Bergbaukonzern Anglo American, geleitet von Duncan Wanblad seit Mitte 2022, einer unerwarteten Übernahmeofferte durch den australischen Bergbauriesen BHP gegenüber. Mit einem Gebot, das 20 Milliarden Pfund unter der Rekordmarktkapitalisierung liegt, welche Anglo American vor zwei Jahren auszeichnete, signalisiert BHP ein deutliches Interesse trotz der Absage von Anglo American, das Angebot als „hochgradig unattraktiv“ ablehnte. Anglo American, ein Unternehmen mit einer mehr als hundertjährigen Geschichte und inzwischen weltweit größter Platinproduzent, durchlebt momentan eine verwundbare Phase. Mit einer komplexen Unternehmensstruktur und konservativer Unternehmenskultur besteht seit Wanblads Amtsübernahme ein Angriffspunkt für Konkurrenten. Erst kürzlich taumelte die Aktie des Konzerns nach einer Herabsetzung der Kupferproduktionsprognose um 20 Prozent, was das Schlimmste seit 2008 darstellte. Kupfer, wesentlich für das Wachstum des Unternehmens prognostiziert, rückte dadurch ins Visier der Wettbewerber. "Große Bergbauunternehmen wie BHP legen selten derart offen ihre Karten auf den Tisch. Das demonstriert die augenblickliche Schwäche von Anglo", kommentierte Dawid Heyl, Portfoliomanager bei NinetyOne und Anteilseigner von Anglo. Die Wurzeln von Anglo American reichen zurück in das Jahr 1917 und sind eng mit Ernest Oppenheimer verknüpft, der in den Goldminen von Johannesburg den Grundstein legte. Eine Verschiebung des Hauptlistings und Firmensitzes nach London erfolgte 1999 in Folge einer Fusion mit Minorco. Konkurrenten wie BHP und Rio Tinto profitierten im Zuge dessen durch steigende Nachfrage nach Rohstoffen – insbesondere Eisenerz – aus China. Gegenüber den strategischen Schritten des Wettbewerbs in den 2000ern – Ableitung von Goldminenbetreibungen und die Teilung mit Mondi, einem Papierhersteller – erlebte Anglo American im Jahr 2015, geplagt von Schuldenlast, eine existenzielle Krise. Unter dem damaligen CEO Cutifani wurde die Belegschaft um 70.000 Stellen reduziert und eine mögliche Abspaltung diverser Unternehmensteile angedacht. Zwar erholte sich Anglo unter Cutifanis Leitung, doch unter Wanblads Führung kehrte der Negativtrend zurück. Probleme außerhalb seiner Kontrolle wie die defizitäre Infrastruktur Südafrikas und fallende Platin- und Diamantenpreise sowie die überschätzten Effekte neuer Technologien trafen das Unternehmen hart. Trotz der Krise und des externen Drucks bezüglich einer potenziellen Übernahme und Restrukturierung des Unternehmensportfolios bleibt Wanblad bei seiner Strategie, Vermögenswerte nicht zum ungünstigsten Zeitpunkt zu verkaufen. Jedoch meldeten sich kritische Stimmen, die in der traditionellen Unternehmenskultur und mangelnden Veränderungsbereitschaft ein Hindernis für den dringend nötigen Wandel sehen. Anglo American stand bereits zuvor vor Herausforderungen, die nie zu einer umfassenden Überarbeitung führten. Ob die Übernahmegespräche und das öffentliche Interesse – wie der Erwerb eines Milliardenanteils durch den US-Hedgefonds Elliott – diesen Kurs nun ändern, bleibt abzuwarten.
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