Abschied von EasyJet-Chef Lundgren deutet auf Herausforderungen und Chancen im Luftfahrtsektor hin

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Der Wandel in der Luftfahrt ist oftmals so träge wie der Aufstieg eines vollbeladenen Flugzeugs. Das wird dem scheidenden EasyJet-Chef Johan Lundgren und seinen Amtskollegen in europäischen Fluggesellschaften nicht entgangen sein. Lundgren verkündete kürzlich das Ende seiner siebenjährigen Amtszeit für Anfang 2025. Sein Vermächtnis ist durch einen Aktienkurs gekennzeichnet, der trotz der Erholung von Umsätzen und Gewinnen sowie der Wiederaufnahme von Dividendenzahlungen noch immer rund 60 Prozent unter dem Niveau vor der Pandemie liegt. EasyJet wird derzeit mit einem Abschlag von 13 Prozent gegenüber der Vor-Covid-Bewertung gemessen am zukünftigen Gewinn gehandelt. EasyJet befindet sich hierbei nicht im Alleinflug: Viele europäische Airlines wurden abgewertet und erscheinen unterbewertet. Kapitalerhöhungen während der Pandemie erklären teilweise die wenig schmeichelhaften Kursentwicklungen. Investoren zeigen sich jedoch auch von den vielfachen Krisen gezeichnet und hegen Zweifel, dass der aktuell robuste Handel fortbestehen könnte. Kenton Jarvis, der aktuelle Finanzdirektor und designierte Nachfolger Lundgrens, wird sich auf eine makellose Führung konzentrieren müssen, um die Anleger von der Wachstumsgeschichte EasyJets zu überzeugen. Im Laufe seiner Amtszeit musste Lundgren sich einigen Turbulenzen stellen. Die Fluggesellschaft führte zur Pandemiebewältigung zwei Kapitalerhöhungen durch. Dabei wurde Lundgrens Strategie, nicht aggressiver auf Marktanteile nach der Pandemie zu setzen, hinterfragt. Dennoch hinterlässt er eine Fluggesellschaft in robuster Verfassung. Einige Anleger mögen behaupten, dass die Bonität von EasyJet größtenteils der Großzügigkeit seiner Aktionäre nach der unerwartet hohen Kapitalerhöhung von 1,2 Milliarden Pfund im Jahr 2021 zu verdanken sei. Auch sollte EasyJet kommende Lieferengpässe bei Flugzeugen, die in den nächsten Jahren die Kapazitäten einschränken könnten, größtenteils umschiffen. Dies könnte dabei helfen, Ticketpreise hoch zu halten. Die Airline wird im Jahr 2025 zehn Airbus-Flugzeuge weniger erhalten als geplant, ist jedoch nicht von Boeing abhängig. Das Drei- bis Fünfjahresziel, mehr als 1 Milliarde Pfund Vorsteuergewinn zu erwirtschaften, bleibt erreichbar. Das wäre mehr als das Doppelte des Niveaus von 2019. Mindestens ein Viertel davon wird voraussichtlich aus dem Feriengeschäft von EasyJet stammen – ein Geistesprodukt Lundgrens, welches auf einem klugen, risikoarmen und anlageleichten Modell operiert. EasyJet reserviert nicht einmal im Voraus Hotelzimmer. Die Skepsis gegenüber der Luftfahrtindustrie ist jedoch stets präsent. EasyJet-Aktien verloren nach der dieswöchentlichen Mitteilung der Halbjahresergebnisse, die einen „leichten Anstieg“ der Erlöse im wichtigen Sommerquartal gegenüber dem Vorjahr vermeldeten, über 5 Prozent an Wert. Lundgren besteht darauf, dass diese Vorgabe im Einklang mit früheren Prognosen steht. Gerald Khoo, Analyst bei Liberum, vermerkte jedoch, dass frühere Kommentare von EasyJet über den Umsatz pro Sitzplatz, welcher für das Quartal „deutlich vorne“ liege, einen weniger zuversichtlichen Ton hatten. Dies könnte auf eine Kommunikationspanne hindeuten. Es ist eine Lektion für Lundgrens Nachfolger: Selbst kleinste Fehler können sich EasyJet nicht leisten, falls das Unternehmen jene Investoren überzeugen will, die derzeit eine Abneigung gegenüber der Luftfahrt hegen.
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