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23.2.2024, 15:00

Nestlé-Aktie im Sinkflug: Enttäuschende Zahlen setzen Unternehmen unter Druck

Erfolgskonzern in der Krise: Anhaltende Schwächephase sorgt für wachsenden Pessimismus unter Analysten.

Der einst erfolgsverwöhnte Schweizer Nahrungsmittelriese Nestlé scheint aus seiner aktuellen Schwächephase nicht herauszukommen. Die einst beliebte Nestlé-Aktie, die Anleger aufgrund stetig steigender Umsätze und solider Margen als sicheren Hafen schätzten, konnte diesem Ruf in letzter Zeit immer seltener gerecht werden.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr verzeichnete der Konzern einen Umsatzrückgang um 1,5 Prozent auf 93 Milliarden Franken. Obwohl Nestlé im Durchschnitt Preiserhöhungen von 7,5 Prozent umsetzen konnte, litt das interne Realwachstum weltweit unter einem Rückgang von 0,3 Prozent. In Europa war der Rückgang mit 2,4 Prozent am stärksten zu spüren. CEO Mark Schneider erklärte bei der Vorstellung der Jahresergebnisse am Donnerstag, dass Nestlé unter der Konsumzurückhaltung der Kunden bei Markenprodukten leide.

Er fügte jedoch hinzu, dass es dem Unternehmen trotz dieser Schwierigkeiten gelungen sei, solide Wachstumszahlen und verbesserte Margen zu erzielen. Die operative Marge stieg um 0,2 Prozentpunkte auf 17,3 Prozent, liegt jedoch noch leicht unter dem Zielkorridor von 17,5 bis 18,5 Prozent für 2025. Schneider hält jedoch weiterhin an diesem Ziel fest.

Seine Prognose für 2024 ist jedoch weniger optimistisch. Er erwartet lediglich ein Umsatzwachstum von vier Prozent und eine leichte Verbesserung der Marge. Analysten hatten zuvor im Durchschnitt ein Wachstum von 4,7 Prozent prognostiziert. Die Investoren reagierten verunsichert auf den verhaltenen Ausblick und die Aktie fiel zeitweise um knapp fünf Prozent – eine starke Kursbewegung für einen traditionell defensiven Titel wie Nestlé. Laut Jean-Philippe Bertschy, Analyst bei Vontobel, war es "ein Jahr zum Vergessen für Nestlé".

Nestlé-Chef Mark Schneider steht unter Druck, das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Anfang 2021 erreichte die Aktie des Unternehmens mit über 127 Franken pro Aktie einen Höchststand. Derzeit liegt der Kurs rund 25 Prozent niedriger. Schneider versucht, dem Abwärtstrend entgegenzuwirken, indem er sich auf die Steigerung des Absatzes konzentriert. "Im Jahr 2024 werden wir uns hauptsächlich auf das Volumenwachstum und die Produktmischung konzentrieren, verbunden mit einer Stärkung unserer Marken", erklärt der CEO.

Doch Nestlé wird auch mit weiteren Herausforderungen konfrontiert. Neben dem konjunkturellen Gegenwind belasteten auch "selbst verursachte Probleme" in der Gesundheitssparte, Nestlé Health Science, das Geschäft, wie Analyst Bertschy erläutert. Diese Probleme seien auf IT-Probleme im Geschäft mit Vitaminpräparaten zurückzuführen, die zu Lieferengpässen geführt hätten. Dies deutet darauf hin, dass die Übernahme-Strategie des Konzernchefs nicht immer reibungslos verläuft.

In der Vergangenheit hatte Nestlé mehrere Hersteller von Vitaminpillen von Gründern und Private-Equity-Firmen übernommen, darunter auch der milliardenschwere Zukauf von The Bountiful Company. Bei der Integration der IT-Systeme verließ sich das Unternehmen jedoch auf ein Team, das nicht ausreichend mit den Systemen von Nestlé vertraut war, erklärte Schneider. Die Probleme sollten eigentlich bis Ende 2023 behoben sein, werden aber nun bis ins erste Halbjahr 2024 anhalten. Zusätzlich kämpft Nestlé auch in seinem umstrittenen Tafelwasser-Geschäft mit neuen Problemen.

Einigen Produktionsanlagen wird vorgeworfen, nicht im Einklang mit lokalen Vorschriften zu stehen. UBS-Analyst Justin Forsythe bemerkte, dass Nestlé in letzter Zeit "etwas anfälliger für Unfälle" zu sein scheint. Er fragt, ob diese Probleme im Zusammenhang mit den Effizienzprogrammen stehen, die Schneider eingeführt hat. "Sind sie zu weit gegangen? Habe ich der Organisation zu viel zugemutet?", fragt Forsythe. Doch Nestlé-Chef Schneider widerspricht: "Ich kann nur mein tiefstes Bedauern ausdrücken", sagt er mit Blick auf die jüngsten Rückschläge. Er sieht jedoch keine systemischen Fehler, sondern spricht von einer "unglücklichen Ansammlung von Problemen".

Auch in Europa und Deutschland bleibt das Geschäftsumfeld für Nestlé herausfordernd, wie Alexander von Maillot, CEO von Nestlé Deutschland, betont. In Deutschland, wo das Unternehmen 6900 Mitarbeiter beschäftigt, stieg der Umsatz leicht auf 3,4 Milliarden Euro. Besonders gut entwickelten sich 2021 in Deutschland die Bereiche Tier- und Babynahrung sowie Health Science (Nahrungsergänzungsmittel). In einigen Kategorien ging das Volumen jedoch zurück, hauptsächlich aufgrund von Preiserhöhungen. In Deutschland hat Nestlé 2021 die Preise weniger stark als der europäische Durchschnitt erhöht."

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