Delivery-Hero-Chef fordert Milliarden: Großinvestition in Südostasien geplant

15.2.2024, 18:00

Verkaufsgespräche unter Druck: Östberg erteilt Kapitalerhöhung eine Absage, während die Aktie signifikante Gewinne verzeichnet.

Delivery Hero CEO Niklas Östberg hat erstmals seine preislichen Vorstellungen für den Verkauf des Südostasiengeschäfts skizziert. Auf die Frage nach einem möglichen Verkaufspreis von einer Milliarde Euro, die von Bloomberg genannt wurde, betonte Östberg, dass das Geschäft mehr wert sei.

Er machte auch klar, dass sie nicht verkaufen werden, solange der Preis nicht dem entspricht, den sie für angemessen halten. Somit müssen potenzielle Käufer die Milliardenschwelle überschreiten, um das Geschäft unter der Marke "Foodpanda" zu erwerben.

Die Verhandlungen dauern seit Monaten an, haben aber aufgrund unterschiedlicher Preisvorstellungen noch keine Ergebnisse erzielt. Analysten wie Clément Genelot von der Investmentbank Bryan, Garnier & Co. halten einen Preis von maximal 400 Millionen Euro für realistisch.

Allerdings sind die genannten Zahlen laut Östberg nicht im Einklang mit dem tatsächlichen Wert der Tochtergesellschaften in Singapur, Malaysia, Philippinen, Thailand, Kambodscha, Myanmar und Laos.

Die Unsicherheiten bezüglich des Verkaufs des Asiengeschäfts haben auch den Aktienkurs von Delivery Hero belastet, der vergangene Woche ein Rekordtief erreichte. Mögliche Kaufinteressenten sind Mitbewerber wie Grab, der in Südostasien tätig ist, und Meituan aus China.

Laut Genelot ist Meituan der wahrscheinlichere Bieter, da das Unternehmen in den betroffenen Ländern noch nicht aktiv ist, während Grab lieber sehen würde, wie der direkte Konkurrent "Foodpanda" allmählich verschwindet.

Delivery Hero ist seit einiger Zeit bemüht, Ordnung in sein weltweit verzweigtes Geschäft zu bringen, zu dem auch Tochtergesellschaften wie Glovo in Spanien, Woowa in Südkorea und vor kurzem der vollständige Kauf von Hunger Station in Saudi-Arabien gehören.

In Japan und Deutschland hat das Unternehmen jedoch bereits aufgegeben. Weitere Trennungen könnten folgen, da Östberg betonte, dass sie nur Geschäfte behalten möchten, die von Kunden angenommen werden. Welche Geschäfte von einer Schließung oder einem Verkauf bedroht sind, möchte er jedoch nicht offenlegen.

Für die Investoren dürfen positive Verkaufspläne als gutes Zeichen gewertet werden. Die Deutsche-Bank-Expertin Silvia Cuneo senkte am Montag das Kursziel für Delivery Hero um 40 Prozent, was auf die begrenzten Möglichkeiten für Zukäufe und die umfangreichen finanziellen Verpflichtungen des Unternehmens zurückzuführen ist.

Laut dem Datenanbieter LSEG werden in den Jahren 2026 und 2027 Wandelanleihen im Wert von 1,63 Milliarden Euro fällig, dazu kommen noch Euro- und Dollar-Kredite im Gesamtvolumen von 733 Millionen Euro.

Finanzchef Emmanuel Thomassin hat jedoch bestätigt, dass sie zuversichtlich sind, in Zukunft genügend Cashflows zu generieren, um diese Verbindlichkeiten zu begleichen. Das Hauptziel von Delivery Hero in diesem Jahr ist es, einen positiven freien Geldfluss zu erzielen.

Niklas Östberg betonte zudem, dass es keinen Bedarf für eine Kapitalerhöhung oder den Verkauf von Vermögenswerten gibt. Diese Ankündigung wurde von Analysten als vage betrachtet und hängt stark von den Zinsen und dem Wachstum des Unternehmens ab.

Obwohl der Aktienkurs von Delivery Hero seit Jahresbeginn unter Druck steht, ist Östberg zuversichtlich, dass der Kurs langfristig wieder steigen wird. Er sagte: "Früher oder später werden die Leute erkennen, dass Delivery Hero ein gutes Geschäft ist.

Wenn wir unsere Leistung erbringen, wird sich das auch im Aktienkurs widerspiegeln." Am Mittwoch stieg die Aktie bereits um über 10 Prozent und knackte die Marke von 20 Euro. Dennoch ist der Kurs noch weit entfernt vom durchschnittlichen Kursziel von Analysten, das bei rund 44 Euro liegt.

Damit die Aktie dieses Ziel erreicht, muss Delivery Hero negative Schlagzeilen wie Ende Januar vermeiden, als der Zeitpunkt des Verkaufs des Anteils an Deliveroo für Verunsicherung sorgte. Damals verzeichnete das Unternehmen hohe Verluste und erhielt wahrscheinlich nur ein Drittel des Betrags, den sie vor zweieinhalb Jahren während der Coronakrise bezahlt hatten.

Nach dem Boom während der Pandemie, mussten auch Delivery Hero, der Eigentümer von Lieferando und andere Lieferdienste, schnell auf Kostendisziplin umstellen. Gleichzeitig mussten sie beweisen, dass sie das kapitalintensive Quick-Commerce-Geschäft in ihr Geschäft integrieren können.

Im vergangenen Jahr konnte Delivery Hero große Fortschritte erzielen und zum ersten Mal ein positives bereinigtes Betriebsergebnis (Ebitda) erzielen. In diesem Jahr soll dieser Wert auf bis zu 775 Millionen Euro steigen. Der Umsatz soll um bis zu 17 Prozent steigen.

Um die Kunden an das Unternehmen zu binden, setzt Östberg verstärkt auf Aboangebote und erweiterte Finanzdienstleistungen. Um Kosten zu senken, wurde auch Personal abgebaut. Ende 2022 hatte das Unternehmen noch über 51.000 Mitarbeiter, die Zahl dürfte jedoch mittlerweile gesunken sein. Östberg betonte, dass sie nicht vorhaben, die Belegschaft stark zu erweitern, obwohl ihr Geschäft wächst. Dies sei eine Form der Effizienzsteigerung.

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