Eon-Hammer! Fernwärme-Kunden müssen 3000 Euro draufzahlen!

Tausende von Eon-Kunden quer durch Deutschland erheben Vorwürfe gegen ihren Fernwärmeversorger

19.9.2023, 16:00

Tausende Eon-Kunden aus dem ganzen Deutschland erheben schwere Vorwürfe gegen ihren Fernwärmeversorger.

Auch die Verbraucherschützer sind alarmiert. Bereits im November verlangte Eon enorme Nachzahlungen von bis zu 2000 Euro für das Jahr 2021 von seinen Fernwärmekunden – nun folgt der Schreck für 2022: Ein Durchschnittshaushalt in Hamburg-Bergedorf könnte über 3000 Euro mehr bezahlen als geplant.

Es ist ein klassischer Fall für das Kartellamt, sagt Energieexpertin Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und kritisiert, dass Eon die Grundversorgungstarife für Gas nur verdoppelt und bei Fernwärme sogar vervierfacht. Der Zustrom an Beschwerdenbekundungen bei den zuständigen Kartellämtern nimmt rasant zu, besonders in Nordrhein-Westfalen. Auch in anderen Bundesländern wenden sich immer mehr Kunden an die Wettbewerbsaufsicht. Obwohl noch keine kartellrechtlichen Verfahren eingeleitet wurden, sind die Behörden alarmiert. Eon, einer der größten Anbieter von Fernwärme in Deutschland, steht laut Verbraucherschützern im Fokus der Kundenbeschwerden.

Patrick Schneckenburger, Manager für Eons Wärmegeschäft und Fernwärme, beteuert, dass der Konzern sich an alle gesetzlichen Bestimmungen hält und nicht von den Preiserhöhungen profitiert. Seit Neuestem fördert der Bund den Anschluss jedes Haushalts an das Fernwärmenetz. Für Unternehmen, Kommunen und Vereine werden außerdem Unterstützungsmaßnahmen für klimafreundliche Kraftwerke und den Netzausbau bezuschusst. Verbraucherschützer fordern allerdings zunächst eine grundlegende Marktstrukturreform. Ein Energieversorgerwechsel ist bei Fernwärme nicht ohne Weiteres möglich, da dort ein lokales Monopol herrscht und Verträge häufig über zehn Jahre laufen.

Aktuell zahlen die Fernwärmekunden von Eon noch mehr. Als Beispiel: Ein Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden zahlte im Dezember 2022 im Schnitt 3688 Euro im Jahr für Gas, mit den neuen Preisen für 2022, beispielsweise für Hamburg-Bergedorf, jedoch 6500 Euro brutto als Fernwärmekunde. Eon erhebt seine Fernwärmepreise erst rückwirkend und kauft diese im Gegensatz zum Erdgas für seine konventionellen Kunden, welches im Voraus eingekauft wird, um so - laut eigenen Worten - Preisstabilität zu erzielen, nur für seine Fernwärmekunden einen Monat im Voraus oder auch „Spotmarkt“ genannt, ein.

Verbraucherschützer haben Zweifel daran, dass Fernwärmekunden bei Eon weniger bezahlen als Erdgaskunden. Der Verbraucherzentrale Bundesverband bestätigt jetzt auf Anfrage des Handelsblatts, für namhafte Fernwärmeanbieter Vorwürfe zu prüfen und auch eine Musterfeststellungsklage wie in der Dieselaffäre gegen den Autokonzern Volkswagen in Erwägung zu ziehen. Eon bezeichnet die Preise jedoch als vertraglich vereinbart und entstanden durch ihre Preisformel, bei der die Erzeugungskosten des Unternehmens sowie die Verhältnisse des Wärmemarkts Berücksichtigung finden. Dazu gehört auch der Index für den Erdgasbörsenpreis.

Werner Siepe aus Erkrath bei Düsseldorf, Mathematiker und selbst Fernwärmekunde bei Eon, veröffentlichte eine 45-seitige Studie, in der er die Fernwärmepreise des Energieversorgers auf die Probe stellte. Seiner Meinung nach würden die Indizes in den Preisformeln willkürlich gewichtet und führten zu zu hohen Preisen. Der Energieexpertin Gerd Wallraf zufolge besteht die Frage, ob Eon wirklich so einkaufen würde, denn die tatsächlichen Beschaffungskosten werden nicht abgebildet.

Es ist nicht das erste Mal, dass Eon deswegen in Erklärungsnot gerät. Erst im Januar wurde dem Energieversorger von verschiedenen Behörden eine Erstattung verschiedener Fernwärmepreise, die über denen der Vergleichsunternehmen lagen, angeordnet. Auch schon vor zehn Jahren bekam Eon, damals noch Innogy, eine Strafe von 12,3 Millionen Euro von dem Bundeskartellamt.

Eon-Manager Schneckenburger betont, dass der Vergleich eines Eon-Gaskunden mit einem Fernwärmekunden im Jahr 2022 einen Vorteil für Letzteren darstellt, da die Anstiege an den Gasbörsen zu außergewöhnlichen Preisen führten. Den Fernwärmekunden versucht man jetzt mit diversen Dialogveranstaltungen zu beruhigen, dass die Preise bald wieder abgebremst werden. „Genauso schnell, wie es hochgegangen ist, kann es auch wieder runtergehen. Und dann profitieren unsere Kunden wieder."

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