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24.1.2024, 13:00

SAP im Umbruch: Kündigt 8000 Stellenstreichungen an – Fokus verschiebt sich in Richtung KI

Große Veränderung bei Software-Riese: Tausende Jobs fallen weg, gleichzeitig Investition in Wachstum treibt Aktie auf Rekordhoch.

Der Softwarehersteller SAP steht erneut vor einem umfassenden Konzernumbau, der weltweit rund 8000 Stellen kosten wird. In einer Mitteilung am späten Dienstagabend gab das Management bekannt, dass dieser Schritt notwendig sei, um sich auf zentrale strategische Wachstumsbereiche zu fokussieren.

Bereits im Vorjahr hatte SAP3000 Stellen gestrichen, doch die Geschäftsführung betonte, dass die Belegschaft trotz der aktuellen Einschnitte stabil bleiben soll. Durch Investitionen in neue Technologien, insbesondere in Künstliche Intelligenz (KI), erwartet das Unternehmen für das Jahr 2024 eine ähnliche Personalstärke wie aktuell.

Vorstandssprecher Christian Klein erklärte in der Mitteilung, dass das geplante Transformationsprogramm eine verstärkte Investition in strategische Wachstumsbereiche, insbesondere in KI, vorsieht.

Diese Technologie soll sowohl in den Produkten des Konzerns als auch zur Steigerung der internen Effizienz eingesetzt werden. Konkrete Details über die Auswirkungen auf die Belegschaft wurden nicht genannt, jedoch betonte SAP, dass bei den meisten Stellen Freiwilligenprogramme und interne Umschulungsmaßnahmen angeboten werden.

In Deutschland sind Kündigungen aufgrund von Beschäftigungssicherung ausgeschlossen, jedoch könnte es in anderen Ländern zu Entlassungen kommen.

Die Kosten für die Restrukturierung des Unternehmens werden auf rund zwei Milliarden Euro geschätzt, die größtenteils im ersten Halbjahr verbucht werden. Für das Jahr 2024 erwartet SAP einen geringen finanziellen Effekt und ab 2025 sollen durch gesteigerte Effizienz 500 Millionen Euro zum operativen Gewinn beitragen.

Diese Ankündigungen wurden von den Aktionären positiv aufgenommen – zumal SAP zeitgleich Geschäftszahlen und Prognosen veröffentlichte, die über den Erwartungen der Analysten lagen. An der Frankfurter Börse stieg der Aktienkurs am Mittwoch um mehr als 7,5 Prozent auf ein Rekordhoch von über 160 Euro.

Das Management von SAP hat versprochen, die Profitabilität des Unternehmens zu stärken. Nach der Umstellung des Geschäftsmodells auf Cloud-Dienste strebt das Unternehmen an, sowohl den bereinigten operativen Gewinn als auch den Free Cashflow zweistellig wachsen zu lassen.

Finanzchef Dominik Asam erklärte im Mai, dass hierfür ein Produktivitätszuwachs notwendig sei und daher weitere Transformationen erforderlich seien. Der nun angekündigte Konzernumbau soll dazu beitragen.

SAP plant die Konsolidierung der Einheiten, die für das Tagesgeschäft in den verschiedenen Geschäftsbereichen und Niederlassungen verantwortlich sind, in einer zentralen Einheit mit mehreren Tausend Mitarbeitern. Dadurch sollen organisatorische Synergieeffekte genutzt werden.

Zudem wird erwartet, dass sich die Kosten pro Mitarbeiter senken werden, da ältere Mitarbeiter mit höheren Gehältern den Konzern verlassen und jüngere zu geringeren Konditionen eingestellt werden.

Der größte Teil der Investitionen von SAP wird in die neue Generation von Künstlicher Intelligenz fließen, die in der Lage ist, mit Sprache, Bildern und Programmcode zu interagieren. Zum Beispiel plant SAP im Herbst die Einführung des digitalen Assistenten Joule, der sich an Geschäftskunden richtet.

Während Microsoft bereits mit dieser Technologie Geld verdient und den "Copilot" für Bürosoftware sogar an Verbraucher vermarktet, muss SAP seine Produkte erst zur Marktreife bringen. Die Einführung ist für die nächsten Monate geplant, jedoch wurden keine konkreten Angaben über die Höhe der zusätzlichen Investitionen gemacht.

Auch intern setzt SAP bereits auf KI-Technologien. Laut Informationen des Handelsblatts hat das Unternehmen den Programmierassistenten von Github getestet und erhofft sich dadurch eine Zeitersparnis von 10 bis 30 Prozent bei der Erstellung von Code.

Gleichzeitig läuft ein Pilotprojekt mit dem Copilot für die Bürosoftware von Microsoft. In der IT-Branche ist es jedoch schwierig, die Auswirkungen von KI-Assistenten quantitativ zu erfassen.

SAP konnte im vergangenen Geschäftsjahr trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen starke Ergebnisse erzielen. Der Umsatz stieg um 6 Prozent auf 31,2 Milliarden Euro, vor allem aufgrund des Wachstums im Cloud-Geschäft um 20 Prozent auf 13,7 Milliarden Euro (währungsbereinigt sogar um 23 Prozent).

Auch die Anstrengungen zur Steigerung der Effizienz zeigten Wirkung, der operative Gewinn stieg währungsbereinigt um 13 Prozent auf 8,721 Milliarden Dollar – deutlich mehr als von den Analysten erwartet. Finanzchef Asam betonte, dass dieses Wachstum trotz der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen erreicht werden konnte.

Für das laufende Jahr erwartet SAP eine weitere Dynamik im Cloud-Geschäft, mit einem Wachstum von 24 bis 27 Prozent auf 17 bis 17,3 Milliarden Euro. Auch das Betriebsergebnis soll zwischen 7,6 und 7,9 Milliarden Euro liegen und somit einen Zuwachs von 17 bis 21 Prozent verzeichnen. Mit diesen Prognosen hat SAP die Erwartungen der Analysten übertroffen.

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